Rundweg "Auf jüdischen Spuren"

Im oberfränkischen Reckendorf waren zu Beginn des 19.Jahrhunderts fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung Juden. Damit gehörte die Gemeinde zu den größeren jüdischen Landgemeinden Bayerns. Die ersten Juden siedelten sich gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges im stark zerstörten Reckendorf an. Wenig später gründete sich hier eine jüdische Gemeinde, deren Angehörige unter dem Schutz der Herren von Rotenhan standen. Da die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde in Reckendorf relativ hoch war, befand sich hier zwischen 1762 und 1865/70 ein Ortsrabbinat. Zeugnisse dieser Geschichte lassen sich heute überall im Ortsbild von Reckendorf finden. Kommen Sie mit auf einen Rundweg durch den Altort und entdecken Sie diese.

Dieser Rundweg wurde im Rahmen der Feier „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erarbeitet und soll dem gebotenen gewissenhaften Umgang mit diesem kulturellen Erbe Rechnung tragen.

Gefördert durch #2021 JLiD- Jüdisches Leben in Deutschland e.V. aus Mitteln des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat.

Stationen des Rundwegs

Der 1808 in Reckendorf geborene und am 3. Juni 1885 in Reckendorf verstorbene Viehhändler Nathan Walter war der Sohn der Viehhändlereheleute David Walter und seiner Ehefrau Edelgard Walter, geborene Fleischmann und lebte in Reckendorf in Haus Nr. 57, heutige Anschrift Bahnhofstraße 16. Er starb als Witwer und hinterließ neun Söhne und eine Tochter (David, Emanuel, Emilie, Heinrich, Hermann, Isaak, Isidor, Joseph, Leopold und Moritz) sowie ein Vermögen von ca. 18.000 Mark.

Sein Sohn Emanuel, der In Reckendorf geboren wurde, war Privatier und Rentier in New York  und begründete am 6. Juni 1905 in Frankfurt am Main die „Nathan u. Rosa Walter’sche Kinderstiftung“, die auch unter der Bezeichnung „Nathan und Rosa Walter’sches Kinderheim“ firmierte und ihren Sitz in Reckendorf hatte. Großzügig stattete er die Stiftung mit dem hypothekenfreien Eigentum des Anwesens Hs. Nr. 57 zu Reckendorf, das er vom Vorbesitzer, dem Kaufmann Herrman Walter,  erworben hatte mit einem Kapitalgrundstock in Höhe von 7.000 Mark aus. Die Pläne zum Umbau Walter’schen Wohnhauses erstellte am 12. April 1910 Hans Batzner aus Ebern. Zweck der Anstalt war, wie es in der Stiftungsurkunde heißt, „die erziehliche Beaufsichtigung der vorschulpflichtigen Kinder in Reckendorf, welche das dritte Lebensjahr vollendet haben, bis zu ihrem Eintritt in die Schule“. Das Kinderheim sollte konfessionell neutral und allen Kindern ohne Rücksicht auf ihre Religionsangehörigkeit in gleicher Weise zugänglich sein. Zum Besuche der Anstalt waren alle in der Gemeinde Reckendorf wohnhaften Kinder zugelassen. Für jedes die Anstalt besuchende Kind musste für die Dauer des Anstaltsbesuches eine im Voraus zahlbare monatliche Abgabe von nicht weniger als zehn Pfennig und nicht mehr als fünfzig Pfennig entrichtet werden. Kinder, die „in Armenpflege“ standen oder deren Eltern Armenunterstützung bezogen, waren von der Abgabe befreit.

Emanuel Walter starb 1905 oder 1906, wahrscheinlich in Meran. Am 13. Oktober 1976 schlossen der Katholische Kindergartenverein St. Nikolaus e. V. und die Nathan und Rosa Waltersche Kinderheimstiftung einen Vertrag, nach dem die Kinderheimstiftung „ den in ihrem Eigentum stehenden Kindergarten in Reckendorf nebst Inventar dem Kindergartenverein St. Nikolaus „ohne Erhebung irgendwelcher Miete“ zur Verfügung stellte.

Auf dem hier abgebildeten Foto ist das Anwesen zu sehen, es hat die Hausnummer 18.

Das Armenhaus der jüdischen Gemeinde – Seitenbachstraße 22

1843 errichteten die jüdische und die politische Gemeinde Reckendorf jeweils ein Armenhaus, die aus Kostengründen als Doppelhaushälften realisiert wurden: das jüdische Armenhaus in der Seitenbachstraße 22, das der politischen Gemeinde in der Seitenbachstraße 24. Es handelt sich um eingeschossige, traufständige, verputzte Doppelhaushälften mit Satteldach.

Familie Haas – Hauptstraße 43

Der 1791 geborene Privatier Abraham Haas wohnte in Reckendorf in Haus Nr. 179 und ist im Grundbuch des Rittergutes Reckendorf 1837 erfasst. Er starb am 29. Mai 1879 in Reckendorf und ist das erste nachweisbare Mitglied der Familie im Ort. Auch der am 8. Mai 1863 in Reckendorf geborene Rabbiner Haas, hieß mit Vornamen Abraham. Er war der Sohn des David Hirsch Haas und der Reiz Stern und wirkte vor allem in Würzburg.

Weitere Namensträger in Reckendorf waren Abraham Koppel Haas, der Schnittwarenhändler und Witwer Abraham Haas, der 1835 in Reckendorf immatrikuliert war und in Haus Nr. 92 wohnte, der Tuchmacher Abraham Haas, Hirsch Haas, Kalmann Haas, der Tuchmacher Kappel Haas und Samuel Haas.

Familie Stern- Hauptstraße 36

Der am 14. März 1885 in Reckendorf geborene Julius Stern war der Sohn des Kaufmanns Seligmann Stern und seiner Ehefrau Eva Stern, geborene Fränkel und wohnte in Haus (alte Haus Nr.) Nr. 71.

Familie Hellmann Bahnhofstraße 4

Die Familie Hellmann ist etwa seit 1817 in Reckendorf nachweisbar. Mitglieder waren der 1789 geborene und 1860 in Reckendorf verstorbene Moses Hellmann, Löb, Löw und Salomon Hellmann sowie der Schnittwarenhändler Marx Hellmann, der immerhin über ein Vermögen von 7.000 Gulden verfügte. Die bekanntesten Vertreter der Familie waren der 1869 in Reckendorf geborene Hermann Hellmann, der von 1888 bis 1905 Besitzer der gleichnamigen Privatbank in Bamberg war, und der Bankier und Philanthrop Isaias Wolf Hellman (1842-1920), der 1859 „with nothing“ nach Los Angeles auswanderte und die drei wichtigsten Banken des Westens der USA gründete, darunter die Wells Fargo Bank.

Das Haus der Familie Hellmann geriet 2021 in die Schlagzeilen, weil ein umstrittener Abriss drohte.

Isidor und Jenny Schmidt, geborene Goldschmidt- Hauptstraße 59

In den Häusern Hauptstraße 57 (ehemals Graser) und Hauptstraße 59 (ehemals Grieger) wohnten seit 1819 Juden: 1819/21 David Liebermann und seine Frau Lea, geborene Stein, denen 1819 ihr Sohn Manuel und 1821 ihr Sohn David geboren wurde, wobei der kleine David bereits im Juni 1821 starb.

1822/23 lebte dort der Vorstand der jüdischen Kultusgemeinde Simon Stein, dessen inzwischen verwitwete Tochter Lea Liebermann am 15. Juni 1823 den Händler Bär Bachmann (geboren 1794, gestorben am 14. August 1861) heiratete.

Es folgten 1824 Isaias Prell, 1825 Simon Stein, 1835 Marx Stein, 1851 Lazarus Salomon Hellmann und Babette Rosenthal aus Hamburg, 1873 Jakob Reuß.

Am 29. Juni 1920 heiratete der 1893 in Reckendorf geborene Metzger, Viehhändler und Vorsitzende Israelitischen Kultusgemeinde Isidor Schmidt Jenny Goldschmidt. Das Ehepaar, das die Kinder Milton (geboren 1921) und Walter (geboren 1922) bekam, wohnte in der Hauptstraße 59. Zum Haushalt gehörte zudem Regina Goldschmidt (geborene Fleischmann), die 1867 geborene Mutter von Bertholdt und Jenny. Die Brüder Isidor und Josef Schmidt wurden am 10. November 1938 von einem Mob, der aus Bamberger SS-Männern, lokalen und regionalen SA- und NSDAP-Funktionären sowie dem Reckendorfer Bürgermeister bestand, gezwungen, mit Holzbeilen die Reckendorfer Synagoge samt Inneneinrichtung zusammenzuschlagen und zu demolieren. Als die Brüder darum baten, sich ein Hemd anziehen zu dürfen, habe man ihnen, so ein Augenzeuge, zugerufen: „Nichts gibt es. Ihr müsst zusammenschlagen bis ihr verreckt daran“. Die Reckendorfer Schüler wurden zur Synagoge beordert, um dort zu demonstrieren und sich das Werk der Zerstörung anzusehen. Anschließend sperrten die NS-Funktionäre Isidor und Josef zunächst in das Gefängnis des Amtsgerichts Ebern und später ins Konzentrationslager Dachau ein. Da Isidor Schmidt Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs war, hatten die Parteifunktionäre und sogar die Gestapo einen gewissen Respekt vor ihm. Er wurde relativ früh, am 12. Dezember 1938, aus dem KZ Dachau entlassen, während sein Bruder Josef, der „lediglich“ Kriegsteilnehmer war, bis Januar 1939 im KZ bleiben musste. Gegen das Auswanderungsgesuch Isidor Schmitts erhob die Gestapo keine Einwände, so dass die Isidor, Jenny und die Kinder über Berlin, Spanien und Lissabon am 31.Mai 1941 nach New York emigrieren konnte. Die letzte Adresse war East-Cleveland Ohio, USA, wo noch heute Michael Smith, ein Enkel Isidors und Jennys und Sohn Walters lebt.

Meta Frank, Leopoldine Reich und Saly (Sali) Preßburger- Hauptstraße 56

Die am 23. März 1881 in Eubigheim (Baden) geborene Meta (Marta) Frank und die am 17.März 1878 ebenfalls in Eubigheim (Baden) geborene Leopoldine Reich betrieben im Haus Nr. 126 ein Gemischtwarengeschäft. Zum Haushalt gehörte zeitweise auch Saly (Sali) Preßburger (geborene Reich), die mit dem Viehhändler Joseph Preßburger liiert war. Meta Frank wurde im April 1942 nach Krakau oder Lublin deportiert und dort ermordet. Leopoldine Reich zog Ende September 1942 ins israelitische Altersheim nach Würzburg, (Bibrastr. 6). Von dort wurde sie ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und am 23. Januar1943 ins Vernichtungslager Auschwitz und dort ermordet. Das Todesdatum ist nicht bekannt. Saly Preßburger soll 1932 in Berlin ein Baumwollwarenunternehmen (Textil und Bekleidung) gegründet haben, das 1937 liquidiert wurde.

Sara und Wolf Hellmann – Hauptstraße 63

Der 1815 in Reckendorf geborene Wolf Hellmann heiratete die 1824 oder 1827 in Reckendorf geborene Sara Hellmann, Tochter des Handelsmannes Maier Fleischmann und wohnte mir ihr in der Hauptstraße 63. Wolf Hellmann war von Beruf Webermeister und Kaufmann. Im Ruhestand bezeichnete er sich als Privatier. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Isaias Wolf Hellman (1842-1920), Ernestine Hellmann, verheiratete Schloß (1853-1901) und Herrmann Wolf Hellmann (1843-1906). Wolf Hellmann starb am 25.November 1884 in Reckendorf, Sara Hellmann am15. August 1888 ebenfalls in Reckendorf.

Vorsänger und Schächter Moritz Bernstein – Ahornweg 1

Der am 7. Januar 1851 in Grodno, Rußland geborene Moritz Bernstein war der Sohn des Cantors Samuel Bernstein und dessen Ehefrau Bertha Bernstein, geborene Tobjanski und heiratete in Reckendorf am 28. Mai 1877 Fanni Schmitt. Das Paar wohnte in Haus Nr.102.

Als Vorsänger hatte Bernstein die Aufgabe, die musikalischen Beiträge in der Synagoge zu leiten. Das rituell geschächtete Fleisch war für den koscheren Verzehr bestimmt.

Alte Synagoge – Ahornweg 2

Nachdem der Fürstlich Bamberger Rat Johann Matthias Lechner der jüdischen Gemeinde in Reckendorf am 30. November 1676 ein Haus für „Schul und jüdische Zeremonien“ verkauft hatte, errichtete die israelitische Gemeinde vermutlich 1727/32 die Synagoge. Die Freiherren von Greiffenclau garantierten in einem Dekret vom 12. Februar 1762, dass der Rabbiner, also der Gesetzesgelehrte, und der Vorsänger der jüdischen Gemeinde in Reckendorf jüdische „Ceremonien“ vornehmen durften.

Der Dipl.-Ing. und Bauforscher Hans-Christof Haas beschrieb die Lage und den Zustand der Synagoge im Jahr 2001 wie folgt: „Die Synagoge befindet sich nördlich des historischen Ortskerns in einer hofartigen Situation am Ahornweg, der ehemaligen Judengasse Reckendorfs. Der frei stehende, stattliche Baukörper ist nach Osten orientiert und mit einem Halbwalmdach gedeckt. Die Gebäudeecken des zweigeschossigen, verputzten Massivbaus werden durch Sandsteinlisenen betont. Die Grundfläche der Synagoge ist mit 13 m auf 14,50 m Außenmaß annähernd quadratisch. Der Grundriss ist in Nord-Süd-Richtung im Verhältnis zwei zu eins geteilt. Im Süden lag die ursprünglich über zwei Geschosse reichende Männersynagoge, während sich im Norden im Erdgeschoss Nebenräume und im Obergeschoss die Frauenempore befanden. An den Öffnungen der Giebelfassaden zeichnet sich deutlich diese asymmetrische Grundrisseinteilung ab. Um den außermittigen Eingang zur Männersynagoge ließen sich noch an den Sandsteinplatten im Boden sowie an Farb- und Putzresten auf der Wand die Spuren eines ehemals hier bestehenden Vorbaus ablesen, der nach 1947 abgetragen wurde.“

Am 10. November 1938,dem Tag nach der Reichsprogromnacht, zwangen SS-Männer aus Bamberg, SA-Leute, NSDAP-Funktionäre sowie lokale Parteigrößen und Honoratioren den Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde in Reckendorf Isidor Schmidt und seinen Bruder Josef, die Inneneinrichtung der Synagoge zu zerstören. Die Reckendorfer Schülerinnen und Schüler mussten sich die Gewalttaten ansehen. Anschließend wurden die Häuser von Juden demoliert und teilweise „arisiert“. Am 21. Juli 1939 erpressten die Nationalsozialisten die Israelitische Kultusgemeine, die Synagoge an die Gemeinde Reckendorf zu verkaufen. Von November 1940 bis Dezember 1941 waren in dem Gebäude Kriegsgefangene untergebracht.

Anschließend gehörte es der Elektrotechnischen Fabrik Mainfranken GmbH, deren Inhaber, Heinrich Bachmann und Hans Ullmann, dort Zündkerzen produzierten. Am 26. April 1950 wurde das Gebäude der Jewish Restitution Successor Organization per Vergleich übereignet, die es zwei Jahre später an Georg Dirauf, den Eigentümer der Schlossbrauerei Reckendorf, verkaufte.

Im Frühjahr 2001 erwarb die Gemeinde Reckendorf das frühere Gotteshaus und nutzt es seitdem für kulturelle Veranstaltungen.

siehe auch Haus der Kultur

Josef, Frieda und Ludwig Schmidt – Ahornweg 3

Der im Juli 1891 in Reckendorf geborene Josef Schmidt war der Sohn des Metzgers Lehmann Schmitt und seiner Ehefrau Babette Schmitt, geborene Frankenberger und Bruder Isidor Schmidts. Er besuchte die Schule in Reckendorf und lernte anschließend das Metzgerhandwerk und arbeitete als Landwirt, Metzger und Viehhändler.

Mit 18 Jahren, im Jahr 1909, meldete er sich freiwillig zum Militärdienst und wurde zum 5. I.R. Bamberg überstellt. Nach einem Jahr wurde er wegen einer Erkrankung und wegen Dienstuntauglichkeit entlassen. Am 3. Janur1916 wieder zum Militärdienst eingezogen, musste er aber bereits am 28. August 1916 wieder aus gesundheitlichen Gründen entlassen werden. Als Kriegsteilnehmer war er Besitzer des Ehrenkreuzes des Ersten Weltkriegs.

Josef war seit 1920 mit der am 17. Juli 1890 in Emmershausen geborenen Frieda (Frida) Schmidt, geborene Zeilberger verheiratet.

Am 10. November 1938 wurde Josef von einigen Reckendorfern Amtsträgern und NS-Funktionären, darunter Bürgermeister Baptist Zöttlein, dem NSDAP-Ortsgruppenleiter und dem Ortsbauernführer, gezwungen, gemeinsam mit seinem Bruder Isidor mit Holzbeilen die Reckendorfer Synagoge samt Inneneinrichtung zusammenzuschlagen und zu demolieren. Anschließende wurden die Brüder „vorläufig festgenommen“ und um 14 Uhr in das Amtsgerichtsgefängnis Ebern eingeliefert. Sie blieben 13 Tage im Amtsgerichtsgefängnis Ebern in „Schutzhaft“, wurden am 23. November entlassen und mussten für jeden Tag Haft sechs Reichsmark bezahlen. Danach kamen sie ins Konzentrationslager Dachau. Während Isidor aufgrund seines Status‘ als Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges bereits am 12. Dezember 1938 um 17 Uhr aus dem KZ Dachau entlassen wurde, kam Josef Schmidt erst am13. Januar 1939 frei. Im KZ Dachau war Josef Schmidt in Block 14, Stube 1 inhaftiert. Auch Josef Schmidt verkaufte wie sein Bruder Isidor 1938/39 unter Zwang ein Haus und Grundstücke.

Josef und Frieda Schmidt wollten emigrieren. Tragischerweise zerschlugen sich die Auswanderungspläne aus unbekannten Gründen: Am 28. April 1942 notierte die Gestapo Würzburg, auf der Grundlage eines Schnellbrieferlasses des Reichssicherheitshauptamtes seien Josef und Frieda sowie ihr Sohn Ludwig Schmidt am 25. April nach Lublin „evakuiert“ worden. Lublin gehörte nach der Besetzung durch die Deutschen zum Generalgouvernement. Wir müssen davon ausgehen, dass Frieda und Josef Schmitt im Konzentrations- und Vernichtungslager Lublin-Majdanek ermordet wurden. Nicht völlig geklärt werden konnte das Schicksal ihre Sohnes, des am 24. Juni 1930 in Bamberg geborenen Ludwig Schmidt. Eine Quelle berichtet, er sei am 7.Januar oder 20. März 1942 ins Israelitische Kinderheim nach Fürth gekommen. Nach der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer wurde er ermordet.

Alte Judenschule

1676 stellte Matthäus Lechner der jüdischen Gemeinde ein Gebäude zur Verfügung, das sich „an des Schlosses Hopfengarten“ am Mühlweg befand und als jüdische Schule genutzt werden sollte. Nachdem sich das Haus als zu klein erwies, wurde um 1837 eine neue jüdische Schule für drei Schulklassen gebaut (Hausnummer 98, heute Ahornweg 6). Für die Jahre 1821 bis 1828 sind im Gemeindearchiv Zeugnisbücher vorhanden.

Chasan (Vorsänger) David Brand bewohnte damals das Gebäude Hausnummer 100, heute Ahornweg 1, das kleine Wohnhaus gegenüber des Synagogeneingangs.

1910 war der Anteil der jüdischen Kinder auf 5 Schüler gesunken, so dass sich der Betrieb nicht mehr lohnte und die Schule geschlossen werden musste. Die Kinder besuchten dann die Volksschule. 

Nach 1938 erwarb ein Reckendorfer vom Verband Israelitischer Gemeinden in München das Schulhaus Nr. 98 für 4.000 Reichsmark. Im Wiedergutmachungsverfahren der Jahre 1948 bis 1954 vertrat er die Ansicht, dass er das Haus rechtmäßig erworben habe, während die Jewisch Restitution Succcessor Organization (JRSO) die Meinung vertrat, das Rechtsgeschäft habe gegen die guten Sitten verstoßen. Der Kaufpreis sei zu niedrig gewesen, weil der Verkehrswert seinerzeit bei 8.300 DM gelegen habe. Der Rechtsstreit wurde 1954 durch einen Vergleich beigelegt.

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